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Konfliktklärung trotz starker Emotionen – geht das?

Unsere Emotionen spielen in Konflikten eine tragende Rolle. Denn wenn ein Konflikt stark eskaliert, erleben wir Wut, Trauer, Ablehnung und viele weitere Gefühle als negativ und belastend.

Dabei ist es unabhängig, ob wir im Konflikt mit uns selbst sind oder im Konflikt mit anderen Personen. Und es spielt auch keine Rolle, ob unser Konfliktpartner, also die Person, mit der wir im Konflikt sind, überhaupt davon Kenntnis hat. Manchmal sind wir sehr wütend, ohne dass die betreffende Person es mitbekommt.

Und da soll eine Konfliktklärung mit einem Mediator in einer Mediation helfen? Schwer vorstellbar. Wie soll es einer neutralen dritten Person gelingen, diesen Konflikt zu klären, wenn es uns selbst nicht gelingt?

Das klingt schwierig, gäbe es da nicht in jedem von uns das sogenannte Limbische System. Das Limbische System ist ein Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung und Regulierung unserer Emotionen und unserer Verhaltenssteuerung zuständig ist. So sorgt es z.B. dafür, dass wir Menschen in Konfliktsituationen in uralte, angeborene Muster verfallen: Kampf, Flucht, Erstarren. Hierfür arbeitet es eng mit dem frontalen Cortex und dem Hippocampus zusammen und spielt eine sehr große Rolle in der Mediation.

Aber was genau ist nun eigentlich Mediation? Mediation ist ein Verfahren, das darauf abzielt, emotionale Spannungen und Konflikte zu lösen, indem sich der Mediator auf die Bedürfnisse, Werte und Motive aller Beteiligten konzentriert. Er nimmt inhaltlich eine neutrale Haltung ein, steuert den Prozess und begleitet die Teilnehmer zu einem gemeinsamen Ziel. Er bedient sich hierbei vieler Methoden und Werkzeuge und hat ein umfangreiches Wissen über neurobiologische Abläufe.

Für den Mediator ist eines der wichtigsten Dinge, die Gefühle und Emotionen der Konfliktparteien zu erkennen und zu benennen. Er ist eine Art Dolmetscher der Gefühle zwischen den Parteien. Ungünstige Emotionen wie z.B. Angst, Wut und Trauer, die oft Ursache für Konflikte sind, werden im Limbischen System erzeugt. Für den Mediator ist es sehr wichtig, dass es ihm in der Mediation gelingt, dass die beteiligten Parteien ihre Gefühle ausdrücken und verstehen, was hinter diesen Emotionen steckt. Sowohl bei sich selbst als auch beim Gegenüber.

Durch die Klärung der verletzten Werte und Bedürfnisse und durch die Schaffung einer Atmosphäre der Akzeptanz und des Verständnisses kann das Limbische System beeinflusst werden. Dies trägt maßgeblich zu einer Verbesserung des emotionalen Zustands und einer erfolgreichen Konfliktlösung bei. So gelangen die Konfliktparteien wieder zurück in eine wertschätzende Grundhaltung und der Konflikt kann erleichtert und beigelegt werden.

Auch ungünstige emotionale Muster und ungünstige Kommunikation können auf diese Weise verändert werden und die Kommunikation zwischen den Konfliktparteien wird deutlich verbessert. Der Mediator ist mit seiner Allparteilichkeit und inhaltlicher Neutralität in seiner Rolle verantwortlich für Struktur und Prozess. Die Verantwortung für Inhalte und Lösungen liegt bei den Konfliktparteien. Das Verstehen aller während des Prozesses auftretenden Emotionen sind Teil dieser Lösungen.